Allgemeines

Kämpfen, kämpfen, kämpfen…

Seit es Menschen gibt, bemühen sie sich um Methoden, mit denen sie sich gegen ihre Feinde verteidigen können. Für den einzelnen Menschen war es stets von höchster Bedeutung, wie er sich selbst, seine Familie, seine Sippe und sein persönliches Eigentum vor den Übergriffen Fremder schützen konnte. Bis in unsere hochzivilisierte Zeit hat sich daran nichts geändert. So erfand der Mensch schon sehr früh auf der ganzen Welt Techniken und Taktiken zu seiner Verteidigung. “Verteidigung”, und nicht der Angriff, ist auch das oberste Motto des Shotokan-Kampfstils. Das ist einer der vielen Kampfstile in die sich das moderne Karate gliedert.

Was ist Karate?

Die ersten bekannten Ursprünge des Karate (kara = leer, te = Hand: die Kunst der Leeren Hand) liegen in China. Der indische Mönch Boddhidharma brachte den Zen-Buddhismus nach China, wo er sich im Shaolin-Kloster niederließ. Er entwickelte bestimmte Kampftechniken, die sich dann zunächst in China verbreiteten und unter anderem durch Beobachtungen von Tieren verfeinert wurden und woraus die unterschiedlichen Stile entstanden. Diese Kampfkünste fanden schließlich ihren Weg nach Okinawa, einer Insel südlich von Japan. Dort entwickelte sich seit dem 14. Jahrhundert unter Vermischung mit eigenen einheimischen Kampfstilen das Okinawa-Te. Im Jahre 1922 stellte Gichin Funakoshi, der Begründer des modernen Karate, dieses auf dem japanischen Festland vor, dem Ausgangspunkt seiner heute weltweiten Verbreitung.

Karate heute

Heute wird Karate unter vielfältigen Aspekten betrieben: als lebensbegleitende Kampfkunst, als dynamischer Wettkampfsport, zur persönlichen Selbstverteidigung oder als reines Fitneß- und Koordinationstraining.

Zum Training gehören Dehnungs- und Kräftigungsübungen, Atemübungen und Techniktraining. Dabei finden die drei Trainingsformen des Karate Anwendung:

     1. grundschulmäßige Techniken (Kihon)
     2. der imaginäre Kampf gegen mehrere Gegner (Kata)
     3. Partnerübungen bis hin zum Freikampf (Kumite)

Die diversen Hand- und Fußtechniken sind zentimetergenau vor dem Ziel abzustoppen, was natürlich erst nach einem längeren, intensiven Training erreicht werden kann. Durch die Übungen werden insbesondere Körperbeherrschung, Selbstvertrauen, Konzentrationsvermögen, Beweglichkeit und die Reaktionsfähigkeit geschult, und die innere Ausgeglichenheit nachhaltig gefördert.

“Karate ni sente nashi.” (jap.)

“Es gibt keinen ersten Angriff im Karate.” Dieser Leitsatz wurde von Meister Gichin Funakoshi im Karate interpretiert. Ursprünglich stammt er jedoch aus dem japanischen Bushido (Ehrenkodex und Verhaltensgesetze der Samurai), wo er besagte, das ein Samurai in jeder Situation einen beherrschten Geist bewahren muß und sein Schwert nicht wegen jeder Provokation oder Kleinigkeit ziehen darf. Durch diese Regel, an die sich im übertragenen Sinne auch der Karateka halten muß, wird der Übende an die Bedeutung des ruhigen und kontrollierten Geistes erinnert. Diese Beherrschung des Geistes ist es, die in den Kampfkünsten den reifen Meister vom Anfänger unterscheidet.

Kata … der Kampf gegen imaginäre Gegner.

Kata bedeutet wörtlich: festgelegte Form.

Auf Okinawa und nach der Einführung auf dem japanischen Festland bis in die 30er Jahre bestand Karate fast ausschließlich aus Katas.
Kata gibt es nicht nur im Karate oder anderen Budokünsten, sondern in allen Formen traditioneller japanischer Künste. Durch die Katas wurden diese Künste von Generation zu Generation 3berliefert. Sie waren und sind die Textbücher dieser Künste.

Kata ist geeignet, die Beherrschung der Technik und besonders die innere Haltung zu schulen:

Atmung, Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit, Entschlußkraft, Kampfgeist, Rhythmus.
Die Katas sind ideal zum Durchtrainieren des ganzen Körpers, weil in ihnen alle Techniken des Karate in ganz genau festgelegter Reihenfolge auftauchen.

Vor allem durch das Studium der Katas erlangt man Harmonie und Rhythmus, gelangt zu innerer Gelassenheit, Sicherheit und Ausstrahlung.

Durch das Erlernen und Üben von Katas werden die Koordinationsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Heute werden insgesamt etwa 50 Katas in den verschiedenen Karatestilen zusammen geübt. Manche Katas sind durch die Jahrhunderte überliefert, andere sind erst in neuerer Zeit entwickelt worden.

  • Jede Technik und jede Bewegung einer Kata ist in Reihenfolge und Richtung genau festgelegt.
  • Jede Kata beginnt mit einer Abwehrtechnik. Das soll den defensiven Charakter dieser Kampfkunst unterstreichen.
  • Jede Kata beginnt und endet an demselben Punkt.
  • Jede Kata läuft nach einem ganz bestimmten Schrittdiagramm ab.
  • Jede Technik und Bewegung der Kata, ob Angriffs- oder Blocktechnik, muss in ihrer Bedeutung klar verstanden sein und so zunächst bewußt und später unbewußt ausgeführt werden.

Kata ist die stilisierte Form eines Kampfes gegen mehrere imaginäre Gegner.

Diese Bewußtheit beim Vorführen einer Kata erstreckt sich auch darauf, daß jede Technik gezielt ausgeführt wird, daß man die imaginären Gegner und ihre Angriffe ganz bewußt sieht” und entsprechend reagiert.

Diese Bewußtheit, diese Wachheit – Wachsamkeit – bezeichnet der Japaner als Zanshin.

Dieser Begriff hat in allen Kampfkünsten große Bedeutung. Zanshin ist auch besonders wichtig am Schluß einer Kata, wo man voller kampfbereiter Wachsamkeit noch einige Sekunden in der letzten Technik verharrt und erst dann, wenn kein weiterer “Angriff” mehr erfolgt, langsam und ruhig wieder die Grundstellung einnimmt und sich dabei vollkommen löst (Entspannung), äußerlich (Muskeln) und innerlich (Geist, Seele).